Menu

Vorkurs: Vom Bauhaus zum Silicon Valley

Haus der Kulturen der Welt

John-Foster-Dulles-Allee 10
10557 Berlin

Limitierte Platzanzahl
Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 5 Euro zzgl. Vorverkaufsgebühr
Karten hier erhältlich

2019 jährt sich die Gründung des Bauhauses zum hundertsten Mal. Alle Welt hat sich zu seiner Aktualisierung verbündet, doch jegliche Wiederbelebungsversuche sind zum Scheitern verurteilt. Es war visionär, und dennoch in seiner Zeit verhaftet. projekt bauhaus unternimmt eine kritische Inventur und legt angelehnt an dessen Methoden in einem „Vorkurs“ (2017) und einer „Werkstatt“ (2018) die inneren Widersprüche der westlichen Fortschrittsidee offen. Wie lässt sich unser Verständnis von Technik dekolonisieren? Wie können wir eine andere Vorstellung von Fortschritt und Erneuerung entwickeln und propagieren? Und wie kann dennoch mit Gestaltung Gesellschaft und Alltag verändert werden? Es ist an der Zeit, Abschied vom Bauhaus zu nehmen. Im Jubiläumsjahr wird es in einer Produktion in der Volksbühne in Berlin zu Grabe getragen. Doch wie „beerdigt“ man eine untote Denkfigur?

Programm Samstag, 2. Dezember 2017

Das Bauhaus strebte nach einer Synthese der verschiedenen Wissensformen, bei der technisches, naturwissenschaftliches, emotionales oder kreatives Wissen zusammengeführt wird. Verbunden mit diesem Wissenskonzept war eine neue Pädagogik, die den Menschen frei machen und sein Potenzial fördern sollte, um so zur Schaffung eines „Neuen Menschen“ beizutragen. Welche Orte ermöglichen Kreativität und Innovation? Welche Wissensstätten braucht die heutige Gesellschaft? Repräsentieren moderne Computer-, Internet- und Medienfirmen das Bauhaus des 21. Jahrhunderts?

Mit Morehshin Allahyari, Shaina Anand (CAMP), Armen Avanessian, Brave New Alps, Jesko Fezer, Reinier de Graaf (OMA), Orit Halpern, Denisa Kera, Joachim Krausse, Claudia Mareis, Anh-Linh Ngo, Philipp Oswalt, Jussi Parikka, Joanne Pouzenc, Henrike Rabe, Bernd Scherer, Paloma Strelitz (Assemble), Fred Turner, Georg Vrachliotis.

12:00–12:30 Begrüßung und Einführung

  1. Anh-Linh Ngo und Philipp Oswalt, projekt bauhaus
  2. Hortensia Völckers, Kulturstiftung des Bundes
  3. Heike Catherina Mertens, Schering Stiftung
  4. Thomas Krüger, Bundeszentrale für politische Bildung

12:30–13:30 Der Neue Mensch: Vom Bauhaus zum Silicon Valley

Fred Turner, Professor und Chair of Communication, Stanford University

1929, nur ein Jahrzehnt nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, erklärte László Moholy-Nagy der Leserschaft seines Buchs „von material zu architektur“: „die zukunft braucht den ganzen menschen“. Dieser „Neue Mensch“ sollte – idealerweise am Bauhaus – in den Künsten Zeichnung, Skulptur, Fotografie und Architektur ausgebildet werden und durch seine Sozialisierung zu der Überzeugung kommen, dass Leben und Arbeiten in einer idealen Gemeinschaft eine Einheit bilden können.
Heute, fast hundert Jahr später, ist der Bauhaus-Traum vom Neuen Menschen immer noch lebendig – im Silicon Valley. Der Vortrag beschäftigt sich mit dem Wandel modernistischer Vorstellungen vom Neuen Menschen und mit der Nachhaltigkeit des Bauhaus-Glaubens an Medien, Technologien und das Selbst als nützliche Motoren des gesellschaftlichen Wandels – vom Bauhaus und Black Mountain College über die Gegenkultur der 1960er-Jahre bis zur Facebook-Fabriketage in Menlo, Kalifornien.

Moderation: Claudia Mareis, Professorin für Designtheorie und -forschung an der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW Basel

13:30–14:30 Mittagspause

14:30– 17:00 Wissenstechnologien

Das Bauhaus befasste sich mit der Gestaltung des Übergangs von der handwerklichen zur industriellen Produktion, der Entfaltung des „Ersten Maschinenzeitalters“ (Reyner Banham), einer fordistischen Industrialisierung und der damit verbundenen Konsumgesellschaft. Gropius’ Parole von „Kunst und Technik – eine neue Einheit“ war gleichzeitig Krisendiagnose und Zukunftsversprechen. Heute erleben wir die Entfaltung des „Zweiten Maschinenzeitalters“ (Martin Pawley), den Abschluss des Übergangs vom Analogen zum Digitalen, vom Physischen zum Virtuellen, von Konsum zu Koproduktion. Wie fordert gegenwärtig Technik Gestaltung heraus? Wie lässt sich Technik gestalten? Oder müssen wir nicht eher umgekehrt fragen: Wie gestaltet Technik?

Moderation: Claudia Mareis, Professorin für Designtheorie und -forschung an der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW Basel

Beiträge von:

  1. 14:30–14:50 Morehshin Allahyari, Künstlerin, Aktivistin und Kuratorin, New York

  2. 14:50–15:10 Denisa Kera, Philosophin und Designerin, Tel Aviv

  3. 15:10–15:30 Shaina Anand, Mitglied des Künstlerkollektivs CAMP, Mumbai

  4. 15:30–15:50 Orit Halpern, Associate Professor, Department for Sociology and Anthropology, London Concordia University, Montréal

  5. 15:50–17:00 Roundtable mit den Referenten und Jesko Fezer (Architekt und Professor für Experimentelles Design, Hochschule für Bildende Künste Hamburg), Bernd Scherer (Philosoph, Autor, und Direktor des Haus der Kulturen der Welt, Berlin), Georg Vrachliotis (Professor für Architekturtheorie und Leiter des Südwestdeutschen Archivs für Architektur und Ingenieurbau am Karlsruher Institut für Technologie (KIT)).

17:30–20:00 Wissenräume

Als Reaktion auf die Anforderungen der Industrie entwickelte das Bauhaus Produktionsräume, um den Entwurfsprozess zu demokratisieren; es förderte Wissen und Fertigkeiten, die auf Erfahrung beruhten, und erleichterte den Austausch zwischen den Disziplinen. Zugleich führten diese Räume zu einer Professionalisierung der Gestaltungslehre, die mit den Idealen der Moderne in Einklang stand. Mit der zunehmenden Kommerzialisierung der Kultur und dem Aufstieg des Kognitiven Kapitalismus in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden Design, Kreativität und experimentelle Herangehensweisen in neuen interdisziplinären Produktionsräumen wieder populär. Auf welche Weise fördern diese Räume eine aktualisierte Version des „Neuen Menschen“? Welche räumlichen Qualitäten bieten diese neuen Wissensräume? Was sagen sie uns über die Zunft der Wissensproduktion und des Austausches von Wissen, in digitaler und materieller Hinsicht?

Moderation: Armen Avanessian, Philosoph, Literaturwissenschaftler und politischer Theoretiker, Berlin

Beiträge von:

  1. 17:40–18:00 Reinier de Graaf, Architekt, Partner bei OMA, Rotterdam

  2. 18:00–18:20 Henrike Rabe, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik, Humboldt-Universität, Berlin

  3. 18:20–18:40 Paloma Strelitz, Architektin, Mitglied des Kollektivs Assemble, London

  4. 18:40–19:00 Jussi Parikka (What is a Media Lab?), Autor, Medientheoretiker und Professor in Technological Culture and Aesthetics, Winchester School of Art, Southampton, UK

  5. 19:00–20:00 Roundtable mit den Referenten und Bianca Elzenbaumer und Fabio Franz (Brave New Alps, Designerkollektiv, Südtirol), Joachim Krausse (Designtheoretiker, Berlin), Philipp Oswalt, (Architekt und Professor für Architekturtheorie und Entwerfen an der Universität Kassel), Joanne Pouzenc (Architektin und Kuratorin, Berlin).

20:30–21:30 Schlusspanel gestaltet von Brave New Alps

Brave New Alps produziert Designprojekte, die Menschen zum Überdenken von sozialen, politischen und ökologischen Themen einladen. Durch die Kombination von Design-Research-Methoden mit Ansätzen radikaler Pädagogik, Konfliktmediation und Do-it-yourself-Techniken werden Projekte realisiert, welche die Form von pädagogischen Räumen, Publikationen und urbanen Interventionen annehmen. Brave New Alps transformiert den Theatersaal des Hauses der Kulturen der Welt in ein räumliches Experiment für einen informellen Wissensaustausch und lädt die Podiumsteilnehmer und das Publikum dazu ein, in einem geselligen Rahmen über die zentralen Themen des Tages nachzudenken.

Fotos: Neven Allgeier

Partner projekt bauhaus

Gefördert im Fonds Bauhaus heute der:

Gefördert von:

Getragen von:

Partner: