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Symposium: „Kann Universalität spezifisch sein?”

Heinrich-Böll-Stiftung e.V.

Schumannstraße 8
10117 Berlin

Alle Vorträge werden simultan englisch/deutsch übersetzt.
Limitierte Platzanzahl, Eintritt: 15 Euro, ermäßigt 8 Euro zzgl. Vorverkaufsgebühr, Karten hier erhältlich.

Seit der Postmoderne ist das Konzept des Universalismus zunehmend in Frage gestellt worden. Heute betonen Designer/innen, Architekt/innen und Investor/innen stets, das Ortsspezifische zum Ausgangspunkt ihrer Projekte zu machen – oftmals bleibt es allerdings bei der Rhetorik. Lokale Identitätskonstruktionen sind wieder en vogue, auch in der Politik. Nationale und regionale Partikularinteressen formieren sich verstärkt gegen die Idee einer internationalen Weltgemeinschaft – und das in einer Situation, in der die aktuellen Herausforderungen nur im globalen Verbund angegangen werden können. Die Gestaltung von universellen Infrastrukturen hingegen ist durch multinationale Konzerne und Medienunternehmen bestimmt. Akteure wie Apple, Microsoft, Google, facebook, Amazon, Airbnb und Uber haben ihr Wirken darauf verlagert, übergreifende Plattformen zu entwickeln, die den universellen Strukturrahmen für eine Vielzahl von Anwendungen liefern und so das globale Wirtschaftssystem grundlegend verändern.

Mit der Frage „Kann Universalität spezifisch sein?“ greift projekt bauhaus die Ideen des Universalismus und Internationalismus der klassischen Moderne auf, um dessen emanzipatorisches Potential kritisch zu untersuchen. In der Veranstaltung werden dafür Positionen aus Politikwissenschaft, Anthropologie, Soziologie, Kulturwissenschaft, Kunst, Architektur und Gestaltung vorgestellt, die Verhandlungsräume zwischen Universalität und Spezifizität untersuchen und in diesem Spannungsfeld aktuelle Gestaltungskonzepte entwerfen.

Mit Aristide Antonas, Anne-Julchen Bernhardt & Jörg Leeser / BeL Sozietät für Architektur, Christian Benimana / MASS Design Group, Sabine Drewes, Jesko Fezer, Hans Peter Hahn, Christian Hiller, Ina Kerner, Anh-Linh Ngo, Marion von Osten, Philipp Oswalt, Matteo Pasquinelli, Ruben Pater, Ethel Baraona Pohl, Walter Prigge, Stephan Trüby und Karin Wilhelm.

Programm und Kurzbiografien

Programm

13:00 Warum Universalismus?

Begrüßung: Sabine Drewes (Heinrich-Böll-Stiftung). Einführung: Anh-Linh Ngo, Christian Hiller, Philipp Oswalt (Projekt Bauhaus)

13:30 Konflikte des Universalismus

Der Universalismus, eine Kernidee von Aufklärung und klassischer Moderne und damit auch des Bauhauses, ist seit den 1970er-Jahren in eine Krise geraten. Der post-koloniale Diskurs stellt in Frage, dass der westlich geprägte Universalismus wirklich universell ist. Vor dem Hintergrund aktueller städtischer Ausgrenzungen und dem Wiederaufkommen populistischer Nationalismen bekommt Universalismus auf der anderen Seite eine neue Aktualität. Ist Universalismus überhaupt wünschenswert? Lässt sich im Alltagsleben der Gegensatz zwischen Universellem und Spezifischem vermitteln und aufheben? Wie kann die Idee des Universalismus weiterentwickelt werden?

  1. Universalismus: Grundzüge, Kritik, Aneignung Ina Kerner (Politikwissenschaftlerin, Humboldt-Universität Berlin)
  2. Alltag(s)-Wissen. Der Traum vom guten Leben Karin Wilhelm (Architekturtheoretikerin und -historikerin, Berlin)
  3. Stadt für alle Walter Prigge (Stadtsoziologe, Leipzig)

Moderation Philipp Oswalt (Architekt, Kurator und Publizist, Universität Kassel)

15:15 Pause

15:45 Universelle Architektur

Die Architektur der Moderne hat sich nach dem 2. Weltkrieg global verbreitet. Universalistische Gestaltungsprinzipien migrierten in eine Vielzahl von Ländern und verkoppelten sich in unterschiedlicher Form und Dynamik mit den örtlichen Baustilen, vorhandenen Ressourcen und spezifischen Bedürfnissen. Wie schreibt sich Universelles und Spezifisches in Architekturen ein? Wie kann die Konfliktzone zwischen diesen Polen verhandelt und positiv gestaltet werden?

  1. Wer baut? Marion von Osten (Künstlerin, Autorin und Kuratorin, Berlin)
  2. Loaded Anne-Julchen Bernhardt (Architektin, BeL Sozietät für Architektur, Köln)
  3. The African Design Center Christian Benimana (Architekt, MASS-Programmdirektor, Ruanda)

Moderation Stephan Trüby (Architekt und Kurator, Technische Universität München)

17:30 Pause

18:00 Universelle Produkte

Die am Bauhaus und in der Moderne entwickelten Gestaltungsprinzipien basieren auf Rationalisierung, Standardisierung und Normierung, die die massenhafte Herstellung von Konsumprodukten ermöglichte. Mit nur geringfügigen Anpassungen der Kommunikations- und Marketingstrategien werden diese weltweit vertrieben. Doch entgegen der ursprünglichen Designambitionen werden diese universellen Objekten oft lokal spezifisch angeeignet. Können Objekte im Gebrauch spezifisch werden?

  1. Politiken der Gestaltung Ruben Pater (Designer, Amsterdam)
  2. Aneignung, Hybridisierung, Bricolage. Improvisation als ästhetische Praxis Hans Peter Hahn (Ethnologe, Goethe Universität, Frankfurt am Main)
  3. Die Konsequenzen des Rückzugs Aristide Antonas (Architekt und Autor, Athen)

Moderation Ethel Baraona Pohl (Kritikerin, Autorin und Kuratorin, Barcelona)

19.45 Pause

20:15 Algorithmischer Universalismus

Heute entfaltet sich der Universalismus umfassend im Digitalen. Die Welt wird im binären Code erfasst, ausgewertet und kalkuliert. Regierungen, multinationale Konzerne und Onlineplattformen regulieren die Datenströme und Handlungsoptionen. Welche Perspektiven jenseits dieses Plattformkapitalismus mit seinen algorithmisch basierten Machstrukturen sind gestalterisch erzielbar?

  1. Über die Entstehung westlicher digitaler Normen Matteo Pasquinelli (Philosoph, Hochschule für Gestaltung Karlsruhe)

20:45 Diskussion

Mit Ruben Pater, Matteo Pasquinelli und Karin Wilhelm. Moderation Ethel Baraona Pohl und Jesko Fezer (Architekt, Gestalter und Autor, HFBK Hamburg)

Fotos: Timo Baier

Partner projekt bauhaus

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